Blick auf Dornbach

Von einem Weg oberhalb eines Weingartens der Ried Alsegg an der Alszeile bietet sich ein wunderbarer Blick auf den Stadtteil Dornbach im 17. Bezirk. Räumlich geprägt durch den Alserbach zeigt sich südlich der Heuberg mit der 1920 aus der Siedlerbewegung heraus entstandene „Heubergsiedlung“. Die von Margarete Schütte-Lihotzky und Adolf Loos entwickelten Fertigteilhäuser sind allerdings nur mehr fragmentarisch vorhanden.

Im Tal gut zu erkennen die Pfarrkirche Dornbach am Rupertusplatz eingebettet in das Stift St. Peter mit fast 900jähriger Baugeschichte gegründet vom gleichnamigen Stift in Salzburg. Die mehrfach zerstörte und immer wieder aufgebaute Pfarrkirche wurde 1931/32 nach Plänen von Clemens Holzmeister erweitert und um 90 Grad gedreht.

Über all dies und noch viel mehr berichte ich bei einem Grätzelspaziergang durch Dornbach. Bei dieser Entdeckungsreise am Rand des Wienerwaldes erkunden wir nicht nur historische Schlösser, Villen und Ausflugslokale sondern bekommen auch Einblicke in die Heurigenkultur mit der berühmten Schrammelmusik und sehen die süßeste Ecke Wiens

Dorotheum Favoriten

In der denkmalgeschützten Außenstelle des Auktionshauses Dorotheum im 10. Bezirk von 1929 nach Plänen des Arch. Michael Rosenauer finden neben wöchentlichen Auktionen auch Sonderauktionen zum Thema „historische Unterhaltungstechnik“ statt.

Der 3zonig aufgebaute, kubistisch-blockhafte Stahlbeton-Bau zeigt schlitzartige, geschoßübergreifende Dreifenstergruppen und beherbergt im 1. Stock einen repräsentativen Versteigerungssaal.

Der neuen Materialien und Konstruktionstechniken aufgeschlossene Rosenauer wurde 1884 in Wels geboren und studierte – neben einer künstlerischen Ausbildung – in Wien auch bei Karl König und Max Ferstel. Bereits vor Fertigstellung des Dorotheums verlegte er seine Tätigkeit nach London und lieferte Beiträge zur Revitalisierung von Slums und im sozialen Wohnbau, später plante er Wohnbauten in eleganten Londoner Bezirken. Nach einem Aufenthalt in den USA kehrte er nach London zurück und plante u.a., den 1953 eröffneten Verwaltungsbau des Time-Life-Konzerns mit bekannten Plastiken von Henry Moore an der Fassade.

Mozart-Denkmal

Das vom Bildhauer Viktor Tilgner und Arch. Carl König geschaffene Denkmal für Wolfgang Amadeus Mozart wurde fünf Tage nach Tilgners Tod am 21. April 1896 auf dem Albertinaplatz enthüllt. Schon bald nach der Enthüllung gab es Stimmen für eine Veränderung des Standorts, nach Bombenschäden im WWII wurde es dann schließlich 1953 in den Burggarten verlagert.

Das späthistoristische Standbild aus Laaser Marmor – einem harten, widerstandsfähigen und wetterbeständigen Marmor aus Südtirol – zeigt den Komponisten mit Notenpult auf einem 3stufigen Sockel mit als Klaviatur ausgebildeter Oberkante und bronzenen Instrumenten und Lorbeerkranz, flankiert von musizierenden Engeln.

Darunter wird auf einem Flachrelief die Einladung und das Erscheinen des Steinernen Gastes aus der Oper “Don Giovanni” dargestellt, ein Hinweis auf die Eröffnungsvorstellung der Wiener Staatsoper 1869. Rückseitig ist der sechsjährige Komponist am Klavier im Kreis seiner Familie mit Vater Leopold mit der Geige und seine Schwester Nannerl singend dargestellt.

Domenig-Haus

Das nach dem Arch. Günther Domenig benannte Domenig-Haus im 10. Bezirk von 1979 gilt als ein Hauptwerk der avantgardistischen „Grazer Schule“, einer Strömung der 2ten Hälfte des 20. Jh. mit eindrucksvollen Kubaturen und Fassaden. Ursprünglich als Bankgebäude für die ehem. Zentralsparkasse (heute Bank Austria) errichtet, fungiert es heute u.a. als Bürogebäude für den Wiener Echo-Verlag.

Das inzwischen denkmalgeschützte „Haus mit dem Knick“ direkt zwischen U-Bahn und Victor-Adler-Markt kennt innen wie außen kaum gerade Linien und und zeigt eine für Wien ungewöhnliche, skulptural-expressive selbsttragende Fassade aus Nirosta-Platten, die wie Schuppen oder Adern zwischen den Nachbarhäusern eingequetscht scheint.. v. 10:00-16:00h findet heuer auch wieder der „Tag der Fremdenführer“ mit kostenlosen Führungen und Vorträgen zum Thema „150 Jahre Favoriten“ statt, wo u.a. auch das Domenig-Haus vorgestellt wird.

Feuerhalle Simmering

Die Feuerhalle Simmering samt Urnenhain und später errichteten Erweiterungen im 11. Bezirk wurde 1922 als erstes österr. Krematorium direkt ggüber dem Zentralfriedhof errichtet. Die Anlage mit Einflüssen deutscher Sakralarchitektur gilt als eines der bekanntesten Bauwerke des österr. Architekten Clemens Holzmeister.

Die Errichtung auf Basis eines Gemeinderatsbeschluss unter dem ersten demokratisch gewählten Wr. Bürgermeister Jakob Reumann war eine Kontroverse mit der christlich-sozialen Bundesregierung vorausgegangen, bis der Verfassungsgerichtshof dann zugunsten der Feuerhalle entschied. Bis zum 2. Vatikanischen Konzil 1963 galt die Feuerbestattung aus Sicht der Katholischen Kirche noch als verboten. Jährlich werden mehr als 7.000 Kremationen dort durchgeführt, der anliegende Friedhof umfasst rd. 42.000 Grabstellen und einen Tierfriedhof.

Der 1886 in Tirol geborene Clemens Holzmeister mit brasilianischer Staatsbürgerschaft (sein Vater war davor nach Südamerika ausgewandert) gilt als einer der bedeutendsten und international bekanntesten österreichischen Architekten des 20.Jh. Sein rd. siebenhundert Objekte umfassendes Werk ist durch immense Schaffenskraft seiner rd. 60 Jahre währenden Tätigkeit, insb. in Österreich, Deutschland, Türkei und Brasilien, geprägt.

Villa Schmutzer

Die unter Denkmalschutz stehende und kürzlich renovierte Villa Schmutzer im Cottageviertel im 18. Bezirk wurde im Auftrag von Prof. Ferdinand Schmutzer 1909/10 vom innovativen Wiener Jugendstil-Architekten Robert Oerley im Landhausstil errichtet.

Schmutzer stammte aus einer Künstlerfamilie, schon sein Urgroßvater gründete die „k.k. Kupferstecher-Academie“ in Wien, ein Baustein der später gegründeten „k.k. Akademie der vereinigten bildenden Künste“. Genau wie Großvater und Vater begann er zunächst mit Bildhauerei, studierte danach an der Akademie Malerei.

Schmutzer war äußerst erfolgreich als Porträtist der Wiener Gesellschaft: unter anderem standen ihm Zeitgenossen wie Sigmund Freud, Albert Einstein, sein Nachbar Arthur Schnitzler, Kaiser Franz Josef I. oder die Wiener Philharmoniker Modell und die Villa von Ferdinand und seiner Frau Alice war ein Treffpunkt des kulturellen Wien.

Reiterstatue Kaiser Joseph II.

Die Reiterstatue von Kaiser Joseph II. von 1807 am Josefplatz im 1. Bez. wurde von seinem Neffen Kaiser Franz II./I beim Bildhauer Franz Anton Zauner in Auftrag gegeben und ist der röm. Statue des Marc Aurel am Kapitol im Konservatorenpalast in Rom nachempfunden. Neben der vorbildhaften Stilistik des Vorbilds spielt der röm. Kaiser auch inhaltlich in Wien eine Rolle, soll er doch bei Wien verstorben sein.

Der Bronzeguss wurde in der kaiserlichen Kanonengießerei auf der Wieden gegossen und galt zu jener Zeit als der größte Guss außerhalb Frankreichs. Die Statue steht auf einem Sockel aus poliertem Mauthausner Granit, der Reliefs und Medaillons mit Szenen des Handels und des Ackerbaus zeigt.

Ein Modell der Statue von 1797 befindet sich im Schönbrunner Schlosspark.

Grillparzerdenkmal

Das Grillparzerdenkmal von Carl Kundmann (Figuren), Rudolf Weyr (Reliefs) und Carl Hasenauser (Architektur) im Volksgarten im 1. Bezirk wurde 1889, rd 17 Jahre nach dem Tod des 81jährigen, enthüllt. Es zeigt den berühmten österr. Dramatiker des 19. Jh. gemeinsam mit Szenen seiner literarischen Werke (Links: Die Ahnfrau, Der Traum ein Leben, König Ottokars Glück und Ende
Rechts: Sappho, Medea, Des Meeres und der Liebe Wellen).

Grillparzer war von 1813-1856 auch als Staatsdiener beschäftigt. Trotzdem es damals üblich war, als Praktikant 12 Jahre auf das erste Salär zu warten, ging es bei ihm schneller, seine erste Gehaltszahlung wurde ihm schon nach vier Jahren ausgefolgt. Als kleiner Beamter in der Hofkammer feierte er seine frühen schriftstellerischen Erfolge, später im Finanzministerium war er bereits ein berühmter Dichter und wurde Direktor des Hofkammerarchives.

Grillparzer hat, wie manch andere Größe, ständig seine Unterkünfte gewechselt. Musste er in seiner Jugend mit der früh verwitweten verarmten Mutter von einer armseligen Behausung in die nächste ziehen, so waren später innere Unruhe, Unausgeglichenheit und schweren Depressionen für viele Ortswechsel die Ursache.

Umspannwerk Favoriten

Bei dem direkt hinter dem Hautbahnhof im 10. Bezirk gelegenen Umspannwerk Favoriten von 1931, handelt es sich um einen monumentalen Zweckbau der städtischen E-Werke im roten Wien, wohl durch die konstruktivistische Industriearchitektur der sowjetischen Oktoberrevolution beeinflusst.

Die österr. Arch. Eugen Kastner und Fritz Waage gruppieren massige, rechtwinkelige und runde Baukörper auf dem dreieckigen Zwickel-Grundstück zu einem schiffsähnlichen Gebäude. Der immer noch in Betrieb befindliche Industriebau wurde bis vor einem Umbau 1999/2000 auch als Steuerstelle für die Stromversorgung im Süden Wiens und darüber hinaus genutzt.

Ob der doch düsteren und menschenleeren Anmutung wird der Ort auch gerne als Gefängniskulisse in Spielfilmen genutzt.

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