Wertheimsteinpark

Der knapp 62.000m2 große Wertheimsteinpark in Oberdöbling im 19. Bezirk wurde bereits 1835 vom österr. Textilfabrikanten, Kunstsammler und Mäzen Rudolf von Arthaber als Privatgarten mit Landhaus, der Villa Wertheimstein, angelegt. Nach seinem Tod erwarb Leopold von Wertheimstein 1867 Park und Villa, 50 Jahre später vermachte seine Tochter Franziska das Anwesen an die Stadt Wien. 1967 wurde in der Villa das Bezirksmuseum Döbling und im angeschlossenen „Nonnenstöckl“ ein Weinbaumuseum eingerichtet.

An den Salon als zentraler Treffpunkt liberaler Persönlichkeiten Wiens, den ihre Mutter Josephine begründet hatte, erinnern heute noch eine Reihe von Statuen im Park. Neben den Schriftstellern Ferdinand von Saar, Franz Keim und Eduard Bauernfeld findet sich auch eine Büste des österr. Offiziers und Politikers Julius Schlegel, dem „Retter der Kunstschätze von Montecassino“ vor den Nazis.

Der zum ehem. Krottenbachtal bzw. Donaukanaltal steil abfallende reizvolle Park mit vielen alten und exotischen Pflanzen beherbergt auch einen 1959 angelegten Blindengarten (nur teilweise erhalten) und seit 1992 auch ein Biotop für Eidechsen.

Handschuhfabrik J.E.Zacharias

Die Produktion der ehem. k.u.k. Handschuhfabrik J.E.Zacharias übersiedelte aufgrund des großen Erfolgs der speziell gegerbten und gefärbten Handschuhe 1886 in das, vom aus Mecklenburg stammenden Gustav Matthies geplante, 3stöckige Betriebsgebäude im heutigen 19. Bezirk nahe der Donau. Durch den hohen Wasserbedarf war die Lage des langgestreckten Backsteinbaus, mit den für den Planer typischen Giebeln im Stil des oberitalienischen Frührenaissance, im damals noch als Vorort geführten Nußdorf, ideal.

Mit Hilfe der hochmodernen, mit Dampf und eigenen Dynamos betriebenen Maschinen fertigten rd. 300 Mitarbeiter·innen bis zu 10.000 Handschuhe pro Woche, ein großer Teil davon für den Export in alle Welt bestimmt. Nach Ableben des Fabrikanten wurde ab 1904 das heute denkmalgeschützte Gebäude bis 1970 als bedeutende Druckerei für lithografierte Plakate und Bleche und danach als Altwaren- & Antiquitätenhandel genutzt.

Seit mehr als 10 Jahren wird das Gebäude nun als „Haus Damaris“, einer Einrichtung der Caritas als Flüchtlingsunterkunft bzw. Grundversorgungsquartier für rd. 220 Menschen, genutzt. Über eine eigene FB-Gruppe werden auch Ehrenamtliche bzw. Sachspenden gesucht.

Am Cobenzl

Am Weg zum Kahlenberg kann man am Cobenzl (Reisenberg) im 19. Bezirk einen der schönsten Aussichtspunkte Wiens entdecken. Ursprünglich im Besitz der Jesuiten kam der Berg im 18. Jh. an Johann Philipp Graf Cobenzl, der neben einem schlossartiges Gebäude und Gärten auch eine Landwirtschaft mit Meierei anlegen ließ.

Ende des 19. Jh. gestaltete eine Baugesellschaft das Anwesen zu einem Hotelrestaurant um, später übernahm die Gemeinde Wien das Gelände. Das urspr. Schlosshotel wurde im WWII verwüstet, danach umgestaltet und 1966 endgültig abgebrochen.

Auf der, durch den Bau der Höhenstraße in den 1930er Jahren, leicht erreichbaren Anhöhe, entstand später ein Rondell-Café und ein neu errichtetes Schlösschen, durch Konflikte mit den Betreibern fiel der Cobenzl aber in einen Dornröschenschlaf. Im Zuge einer Neuübernahme und kürzlich abgeschlossenen Renovierung wurde auch ein frei zugängliches Panoramahaus ergänzt und kann nun auch wieder als repräsentative Event-Location genutzt werden.

Graf István Széchenyi in Döbling

Bei der Heniksteinvilla in der Obersteinergassse in Oberdöbling auf dem sog. Hirschenbergl, befinden sich 2 Denkmäler, die an den „größten Ungar“ Graf István Széchenyi erinnern, der dort am 8. April 1860 verstarb. Széchenyi verstand es geschickt die Interessen Ungarns in der Habsburgermonarchie offensiv zu vertreten und initiierte als Unternehmer und höchst einflußreiches Mitglied im Reichstag auch eine Reihe wirtschaftlicher Reformen.

Demgemäß ziert sein Bild nicht nur die 5000 Forint Banknote, auch eine Reihe von Einrichtungen und Gebäuden in ganz Ungarn tragen seinen Namen. Er steuerte auch seine Sammlung für das im Sinne einer Besinnung auf die ungarische Nationalität im 19. Jh. gegründete Nationalmuseum in Budapest bei.

Das palastartige Landhaus mit umliegenden Park, in der sich seit 1991 das Bezirksgericht Döbling befindet, erinnert an den Bankier, Großhändler und Musikliebhaber Adam Ritter von Henikstein, der sich dort Ende d. 18. Jh. eine Privatvilla errichten ließ. Ab 1830 wurde eine private psychiatrische Klinik unter Leitung von Bruno Görgen dort eingerichtet.

Karmeliterkloster Döbling

Das Karmeliterkloster Döbling mit benachbarter mächtiger röm.-kath. Basilika von 1900 wurde vom auf Kirchenbauten spezialisieren Wiener Arch. Richard Jordan in Sichtziegelbauweise mit neoromanischen Stilformen geplant.

Neben der reichen malerischen Ausstattung des 3schiffigen Langhauses und der Kanzel mit den lat. Kirchenvätern ist insb. der Gnadenaltar mit dem Ölgemälde „Maria mit dem geneigten Haupte“, welches der Legende nach 1609 nahe dem ersten Kloster der Karmeliten in einem Stadtteil Roms im Schutt entdeckt wurde, hervorzuheben. Bereits seit Kaiser Ferdinand II. im 17. Jh. wurde das Bild von den Habsburgern angebetet, im WWI trug man das Bild in Prozessionen durch Wien bis zum Stephansdom um für Frieden zu beten.

Erwähnenswert auch die in die Ordensgruft bis 1932 verlegten Bourbonen (u.a. der franz. König Karl X) aus dem Kloster Kostanjevica, die mitten in der Isonzoschlacht 1917 auf Wunsch der Kaiserin Zita, Ehefrau des letzten Kaisers Karl I. und mit dem franz. Königshaus verwandt, mühsam nach Wien transportiert werden mussten.

Frauenhospiz der Genossenschaftskrankenkassen

Eine besondere Geschichte verbindet sich mit dem ehem. Frauenhospiz der Genossenschaftskrankenkassen im 19. Bezirk. Im Jahr 1909 eröffnet war es das erste von einer Krankenkasse in Wien errichtete Spital und fungierte mehr als 65 Jahre als Entbindungsklinik, bis es dann in den 1980er Jahren von der Universität für Bodenkultur als Verwaltungsgebäude übernommen wurde.

Ursprünglich für Arbeiterfrauen errichtet, die unter oft mangelnden hygienischen Bedingungen mit hoher Komplikationsrate zu Hause entbinden mussten, entwickelte sich die Einrichtung zu einer renommierten Geburtsklinik mit Ambulanz und später auch zur Ausbildungsstätte für Ärzte.

Mit in Summe mehr als 100.000 Geburten war dieses Gebäude nicht nur für phasenweise bis zu 25% aller in Wien geborenen Babys zuständig, sondern leitete auch einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der Geburtstechnik und damit zur Reduktion der Mütter- und Säuglingssterblichkeit.

PS: das Gebäude bildet auch den Abschluss meiner Führungen (D/E) durch das Cottage-Viertel – Details und Termine siehe Cottage Tour

Stadion Hohe Warte

Fremdenführer in action – diesmal vor dem Stadion Hohe Warte in Wien Döbling. Dem Stadionbau voraus ging die Gründung des First Vienna FC am 22.8.1894 im naheliegenden Gasthaus “Zur schönen Aussicht” von Nathaniel Rothschild und dem Generaldirektor des Bankhauses. Mit der Eintragung ins Vereinsregister war die Vienna damit der erste, und damit älteste Fußballverein Österreichs. Erste Spiele fanden noch in der ehem. Gartenanlage statt.

1921 wurde die Naturarena dann als größtes und modernstes Stadion am Kontinent mit dem Spiel Vienna gegen Hakoah (2:1) eröffnet, später fanden, bis zur Eröffnung des Praterstadions 1931, auch internationale Spiele statt. Bereits vor 1914 gab es bis zu 10.000 Zuschauer, nach dem WWI wurde Fußball zum Massenphänomen. Legendär das Spiel Österreich – Italien 1923 mit 85.000 Zuschauern – es endete 0:0. Parallel dazu wurde das Stadion auch für Opernaufführungen und Boxkämpfe genutzt.

Zwischen 1931-1955 war Vienna 6x österr. Fußball-Meister, 1931 gab es auch einen Sieg im Mitropa-Cup (Vorläufer Champions-League). Hand in Hand mit der Erfolglosigkeit der Vienna ab den 1960er Jahren verfiel auch das Stadion, nach dringenden Sanierungen hat es heute rd. 5.500 Plätze.

Gregor-Mendel-Haus (BOKU)

Das Gregor-Mendel-Haus und Hauptgebäude der 1872 gegründeten Universität für Bodenkultur (BOKU) im 18. und 19. Bezirk wurde dann rd 25 Jahre später – errichtet im historistischen Neo-Renaissancestil nach Plänen von Alois Koch – eröffnet. Die 4 allegorischen Figuren über der Portalanlage des in den 2010 Jahren sanierten Gebäudes mit später angeschlossenen Liebig-Trakt, thematisieren die Ausrichtung auf Bodenkultur.

Der BOKU-Standort Türkenschanze nahe dem gleichnamigen Park umfasst heute in Summe 10 Gebäude, weitere Einrichtungen finden sich in der Muthgasse, in Tulln und in div. Außenstellen in Wien und NÖ und beherbergen 15 sog. Departments unterschiedlicher Studienrichtungen für rd. 11.000 Student·innen. Auch der gegenüberliegende Linnéplatz mit Park und Skulpturen erinnert an historisch bedeutende Naturforscher·innen.

Wasserbehälter Hackenberg

Der Wasserbehälter in Wien Döbling – gemeinsam mit der 2ten Wiener Hochquellenwasserleitung 1910 in Betrieb genommen – stellt mit dem neuromanisch-secessionistischen Baustil bis heute ein außergewöhnliches Beispiel für die Übertragung von Repräsentationsarchitektur auf einen Nutzbau dar. Mit 11.800 m3 Fassungsvolumen ist die Anlage bis heute Teil der Wr. Wasserversorgung und ein beliebtes Ausflugsziel am Hackenberg

Consent-Management-Plattform von Real Cookie Banner